Ligurien: Wo Dolce Vita besonders dolce ist

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Ligurien: Wo Dolce Vita besonders dolce ist

Ligurien: Wo Dolce Vita besonders dolce ist

 

Manarola – Foto Inna Hemme

 

 

 

Die sichelförmige Küstenregion im Nordwesten Italiens wird immer beliebter. Die beiden Hauptgründe sind Cinque Terre und Portofino.

„Das Leben ist wie eine Schachtel Pralinen. Man weiß nie, was man kriegt“, hat die Mutter von Forrest Gump gesagt. Wenn das so ist, sind die fünf Dörfer der Cinque Terre wie eine Riesenschachtel bunt verpackter Pralinen. Und man sollte ordentlich reingreifen. 

Cinque Terre (wörtlich übersetzt „fünf Länder“) ist der Name eines etwa zwölf Kilometer langen, zerklüfteten Küstenstreifens an der italienischen Riviera – nordwestlich von La Spezia in der Region Ligurien. Fünf winzige Dörfer kleben hier wie Schwalbennester an den senkrechten Felsen über dem tiefblauen Meer: Corniglia, Manarola, Riomaggiore, Vernazza und Monterosso al Mare. Ich halte die Bilder jahrelang für eine Fotomontage – bis ich in diesem Sommer selbst hier aus dem Zug steige und schnell merke: Die Bilder sind echt.

Für viele ist das v-förmige Vernazza das schönste Dorf von Cinque Terre (Foto: Inna Hemme Inna Hemme)Für viele ist das v-förmige Vernazza das schönste Dorf von Cinque Terre (Foto: Inna Hemme)

Aber das bedeutet auch: Wer schön ist, muss leiden. Rund 2,5 Millionen Touristen pro Jahr kommen in die fünf weltberühmten Dörfer, die zusammen gerade mal 5000 Bewohner zählen. So viele Japaner sieht man sonst nur an der Straßenkreuzung in Shibuya. Über Jahrhunderte waren die Dörfer nur auf Küstenpfaden oder per Boot erreichbar. Bis heute sind sie so gut wie autofrei. Erst seit dem 19. Jahrhundert gibt es eine Bahnverbindung und 1997 wurde die Region von der Unesco zum Weltkulturerbe ernannt. Seitdem wird es jedes Jahr voll, sehr voll.

Trotzdem kann man selbst zur Hochsaison die Schönheit vom Nationalpark Cinque Terre fast für sich alleine genießen. Der auf Karten blau markierte Küstenwanderweg Nr. 2 ist der wohl bekannteste Pfad Italiens, verläuft sich aber. Über zwölf Kilometer führt er durch Weinterrassen, Olivenhaine, stets entlang der Steilküste. Hinter jeder Biegung hat man eine neue Postkarte, umrahmt vom tiefen Blau des Mittelmeeres. Und: Die Zahl der Touristen reduziert sich hier um gefühlt 95 Prozent.

Nach einer Wanderung greift man zu frischen Pfirsichen am Straßenrand (Foto: Inna Hemme Inna Hemme)Nach einer Wanderung greift man zu frischen Pfirsichen am Straßenrand (Foto: Inna Hemme)

Meine Lieblingsstrecke führt von Vernazza nach Corniglia (etwa zwei Stunden mit Fotostopps). Es bricht ein Platzregen über mich herein und der Duft von Feigen, Zitronen und Thymian vermischt sich mit dem Geruch nasser Erde. Zwischendurch sehe ich, wie italienische Pärchen sich unter den Bäumen verstecken, mal streitend, mal wild knutschend – etwas dazwischen gibt es nicht. Danach minutenlang keine Seele mehr. Cinque Terre, bist du es?

Eine Wanderung sorgt für ganz neue Perspektiven auf Cinque Terre ? und weniger Touristen (Foto: Inna Hemme Inna Hemme)Eine Wanderung sorgt für ganz neue Perspektiven auf Cinque Terre – und weniger Touristen (Foto: Inna Hemme)

Noch mehr Ruhe kehrt in den Abendstunden ein, wenn die Züge mit den Tagestouristen wieder wegrollen. Dann schlendert man durch die pastellfarbenen Hauslabyrinthe, in denen ältere Signoras mit Gehstöcken die Mädchen in den viel zu kurzen Röcken besprechen.

Wie auf einer Italien-Postkarte: Gassen von Manarola (Foto: Inna Hemme Inna Hemme)Wie auf einer Italien-Postkarte: Gassen von Manarola (Foto: Inna Hemme)

Und Katzen vor den Fischläden dösen, während drei Stockwerke über ihnen feuchte Wäsche in den letzten Sonnenstrahlen flattert. Aber auch am Morgen muss man die Pralinenschachtel nicht teilen – wenn man eine kleine Fähre statt Zug nimmt, um von Ort zu Ort zu gelangen. Sie fährt gerade im richtigen Abstand von der Küste, um die Terrassengärten und die den Hang hinaufgestapelten Orte wie in einem Film vorbeiziehen zu sehen.

Cafés an jeder Ecke: Corniglia gilt als das entspannteste Dörfchen (Foto: Inna Hemme Inna Hemme)Cafés an jeder Ecke: Corniglia gilt als das entspannteste Dörfchen (Foto: Inna Hemme)

So nah beieinander und doch hat jedes Dörfchen der Cinque Terre seinen ganz besonderen Flair: Das etwas ruhigere Corniglia thront auf einem Felssporn und ist als einziger Ort nicht per Boot erreichbar. Manarola wurde wiederum ganz nah am Wasser gebaut und im Hafenbecken kreisen kleine Ausflugsboote. Als die beiden Beauty Queens gelten jedoch Riomaggiore (wirkt wie eine aufgeklappte Faltpostkarte) und das v-förmige Vernazza. Das mondäne Monterosso al Mare ganz im Westen hat Strände und breite Flaniermeilen mit palmengesäumten Belle-Époque-Villen.

Monterosso al Mare verfügt als einziges der fünf Dörfer über einen Strand (Foto: Inna Hemme Inna Hemme)Monterosso al Mare verfügt als einziges der fünf Dörfer über einen Strand (Foto: Inna Hemme)

Noch schicker wird es nur, wenn man die Ligurische Küste nach Portofino hochfährt. Guy de Maupassant ankerte hier mit seiner Jacht „Bel Ami“ im Jahr 1889 und war sofort entzückt. Von Liza Minnelli über Frank Sinatra bis Charles Aznavour – in den 50er-Jahren kamen Weltstars, um zu feiern, zu entspannen und dann wieder zu feiern. Sie machten Portofino so berühmt, dass die Universal Studios in Florida das Fischerdorf Ende der 90er-Jahre nachbauten.

Ich spaziere durch die Piazzetta, das Herz des 400-Einwohner-Dorfes, das sich in die Bucht am Fuße einer Halbinsel schmiegt. Manche Jachten sind hier höher als die Häuser, Halstücher wehen im Wind und ich sehe im „Dolce & Gabbana“-Schaufenster, wie mir meine überteuerte Kugel Eis den Ellenbogen herunterläuft. Ciao, ciao, fünf Euro!

Wie vor einer Fototapete:Reporterin Inna Hemme am Hafen von Portofino (Foto: Inna Hemme)Wie vor einer Fototapete: Reporterin Inna Hemme am Hafen von Portofino (Foto: Inna Hemme)

Möchte man günstig wohnen, mietet man sich am besten im benachbarten und nicht minder schönen Santa Margherita Ligure ein. Möchte man einen schönen Strand, fährt man mit der Fähre zum Abtei von San Fruttuoso und badet mit Segen den ganzen Tag in der glasklaren Bucht direkt davor.

Perfekt für einen Badetag mit Segen: Abtei von San Fruttuoso (Foto: Inna Hemme Inna Hemme)Perfekt für einen Badetag mit Segen: Abtei von San Fruttuoso (Foto: Inna Hemme)

Ich möchte an meinem letzten Abend aber vor allem Portofino-Glamour. Die Trüffel-Praline. Also reserviere ich einen Tisch im spektakulären Belmond Hotel Splendido.

Eimalig: der Sonnenuntergang vom Belmond Splendido (Foto: Inna Hemme Inna Hemme)Eimalig: der Sonnenuntergang vom Belmond Splendido (Foto: Inna Hemme)

Richard Burton und Elizabeth Taylor waren Stammgäste und genossen von hier den romantischsten Sonnenuntergang von ganz Portofino. Auf der Karte von La Terrazza steht sogar eine Elizabeth-Taylor-Pasta (Spaghetti mit Soße von frischen Cocktailtomaten), ich bestelle aber lieber eine mit Pesto alla Genovese – eine Spezialität der Region. Ob ich noch ein Dessert möchte, fragt der Kellner. Wozu? In Ligurien scheint das Dolce Vita auch ohne dolce perfekt zu sein.

Das La Terrazza-Restaurant im Belmond Splendido serviert die beste Pasta mit Pesto alla Genovese (Foto: Inna Hemme Inna Hemme)Das La Terrazza-Restaurant im Belmond Splendido serviert die beste Pasta mit Pesto alla Genovese (Foto: Inna Hemme)

Und so kommen Sie hin:

Am besten fliegt man nach Pisa oder Genua, dann mit dem Zug weiter (trenitalia.com).

Übernachten: in Manarola in der Casa Capellini (casacapellini-5terre.it) ab 60 Euro/DZ. In Santa Margherita Ligure im Hotel Tigullio et de Milan (hoteltigullio.eu) ab 99 Euro/DZ. Muss man gesehen haben, wenn auch nur für einen Drink: Belmond Hotel Splendido (belmond.com).

Alle Wanderrouten im Nationalpark Cinque Terre: parconazionale5terre.it. Fährentickets für den ganzen Tag kosten 25 Euro. Mit der Cinque Terre Card (7,50 Euro/Tag) kann man alle Wanderwege nutzen, frei Bus und Zug zwischen den Dörfern fahren.

Allgemeine Infoswww.lamialiguria.it

https://www.bz-berlin.de/reisen/ligurien-wo-dolce-vita-besonders-dolce-ist

2021-09-21T23:02:27+02:0027 September 2018|Categories: Allgemein|0 Comments
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